Im Jahresrad rückt eine ganz besondere Zeit immer näher. Denn mit großen Schritten bewegen wir uns auf ein tiefgründiges, ja, vielleicht sogar auf das emotionalste Fest im ganzen Jahreskreis zu. Samhain.
Es ist das Fest der Dunkelheit, des Todes, des Abschieds und des Loslassens.
Denn es läutet die dunkelste Zeit im ganzen Jahr ein. Jetzt, da die Tage immer kürzer und kälter werden, die Pflanzenwelt sich in den Bauch von Mama-Erde begibt und es dadurch draußen immer trister, brauner und grauer wird, können auch wir langsam stiller und nachdenklicher werden. Bis zur längsten Nacht im Jahr dauert es zwar noch, aber nichtsdestotrotz wird der Abschied des Lichts immer greifbarer.
Zu Jul, der längsten Nacht im Jahr, feiern wir dann schon wieder die Hoffnung und die Wiederkehr des Lichts.
Doch mit Samhain machen wir uns bereit für eine Zeit, in der wir uns mit der Abwesenheit des Lichts konfrontiert sehen. Und mit allem, was damit einhergeht.
Ein Aspekt, der mit diesem Fest und dieser Zeit verbunden wird, ist das Loslassen. Denn Abschied, egal ob er durch den Tod, oder durch Entwicklung und Wandel notwendig wird, ist stets damit verbunden, Altes und Vertrautes schließlich loszulassen.
Wir Menschen tun uns damit aber nicht unbedingt leicht. Veränderung ist immer mit Anstrengung und oft sogar mit Schmerz verbunden. Egal ob es der Schmerz des Verlusts, oder der Wachstumsschmerz ist.
Und wenn wir uns den anstehenden Abschied selbst gar nicht gewünscht haben, wird es umso schwerer, trotzdem loszulassen.
Da kann es helfen, diesen Abschied durch eine rituelle Handlung im wahrsten Sinne des Wortes greifbar zu machen. Auf diese Weise fällt es unserem Verstand oft leichter, tatsächlich abschließen zu können.
Ich habe für Euch hier einmal ein paar Ideen zusammengetragen, wie Ihr ein Loslass-Ritual gestalten könnt. Jedes für sich kann als Ritual durchgeführt werden. Ihr könnt aber auch mehrere Handlungen in einem Ritual vereinen. In diesem Fall würde ich Euch empfehlen, Euer Ritual aus 3 verschiedenen Handlungen zusammenzusetzen. Denn die 3 birgt große Kraft in sich und wurde schon in der Volksmagie verwendet, wenn etwas besonders bekräftigt werden sollte.
Egal für welches Ritual Ihr Euch entscheidet, ist es mindestens genauso wichtig wie die Handlung selbst, für ein passendes Umfeld zu sorgen.
Also am besten alle Störfaktoren (Handy, Telefon, Klingel, …) ausschalten. Sorgt dafür, dass Ihr Euch wohlfühlen könnt. Also vielleicht den Raum aufräumen oder putzen und Euch darin eine Ecke mit Decken, Kissen oder einer besonderen Tischdecke dekorieren. Ihr könnt auch Kerzen entzünden und das Licht dimmen. Dadurch schafft Ihr eine Atmosphäre, die auch Eurem Verstand und Eurem Unterbewusstsein vermitteln wird, dass es sich hier um etwas wirklich Wichtiges und Bedeutendes handelt.
Falls Ihr Euer Ritual nicht im Stillen abhalten möchtet, könnt Ihr auch passende Musik leise im Hintergrund laufen lassen.
Wenn Ihr in Eurem Ritual Gegenstände verwendet, die für die Person/Sache stehen soll, die losgelassen werden soll, ist es ratsam, etwas zu wählen, das sich später nicht mehr in Eurem Umfeld befinden wird. Also vielleicht ein Stein oder ein Ast, die danach wieder zurück in die Natur gebracht werden können. Oder etwas, das Ihr danach wegwerfen wollt.
Räuchern
Gerüche können von uns besonders schnell wahrgenommen werden und sind schneller, als jeder andere Eindruck, dazu in der Lage, Emotionen und Erinnerungen in unserem Gehirn zu aktivieren.
Ihr könnt das Räuchern als eigenständiges Ritual durchführen oder es als Teil Eures Rituals mit einbeziehen. Dafür wählt Ihr am besten Räucherwerk aus, das Euch besonders gut tut oder das das Loslassen unterstützt. Hier eignen sich z. B. Rosmarin, Wacholder, weißer Salbei, Weihrauch oder Beifuß sehr gut. Wenn Ihr selbst eine Mischung zusammenstellt, empfehle ich Euch, dafür wieder nur 3 oder 5 Zutaten zu wählen.
Während Ihr den Duft des Räucherwerks wahrnehmt, könnt Ihr Euch hinsetzen und auf einen Zettel schreiben, was Ihr loslassen oder verabschieden möchtet. Schreibt alles, was Euch dazu in den Sinn kommt mit auf. Warum Ihr loslassen möchtet, oder müsst, wie Ihr Euch dabei fühlt und was Ihr mit dem Ritual bewirken wollt. Wie Ihr Euch danach fühlen möchtet. Ihr könnt dem, was Ihr loslassen wollt auch die besten Wünsche mit auf die Reise geben. Auf diese Weise stärken wir auch unseren inneren Frieden und den Frieden um uns herum.
Danach könnt Ihr den Zettel entweder mit zum Räucherwerk geben, oder ihn auf andere Weise loslassen. Ein paar weitere Möglichkeiten findet Ihr in den folgenden Ideen zum Loslass-Ritual.
Feuerschale:
Diese Variante ist dem Räuchern sehr ähnlich. Allerdings habt Ihr hier eine Feuerschale, in der Ihr entweder ein Feuer entzünden könnt (draußen), oder in die Ihr Euren Zettel hineinlegen könnt, nachdem Ihr ihn angezündet habt. Wenn Ihr eine besondere Kerze habt (Imbolc-Video), könnt Ihr den Zettel oder das Feuer z. B. auch daran entzünden.
Kerze abbrennen lassen:
Noch eine Möglichkeit, mit Feuer zu arbeiten. Denn Feuer transformiert und ist deshalb ein wirklich gutes Mittel, um uns beim Loslassen zu unterstützen. Wählt hierfür am besten eine Kerze aus, die nicht zu lange brennt. Also vielleicht eine Leuchterkerze. Diese könnt Ihr vor Euch platzieren und Euch vorstellen, dass sie für das steht, was Ihr loslassen möchtet. Am besten versucht Ihr Euch das so intensiv wie möglich vorzustellen, bevor Ihr sie schließlich entzündet. Ihr könnt auch etwas hinein ritzen oder mit einem Kerzenstift etwas darauf schreiben. Während sie dann abbrennt, könnt Ihr wie beim Räucher-Ritual, einen Zettel schreiben und diesen anschließend auch über der Kerze entzünden. Wichtig bei diesem Ritual ist, dass Ihr die Kerze komplett abbrennen lasst, bis sie von selbst erlischt. Wenn sie erloschen ist, ist die Verbindung zwischen Euch und dem, was Ihr loslassen möchtet, durchtrennt.
Mit dem Wasser fließen lassen:
Kommen wir vom Element Feuer zum Element Wasser. Es steht in der Magie für die Gefühlswelten und kann uns deshalb ebenfalls gut unterstützen. Bei diesem Ritual braucht Ihr ein fließendes Gewässer, das Ihr aufsucht. Ihr könnt dort am Wasser eine Sitzgelegenheit suchen, um wieder einen Zettel zu schreiben, oder Ihr macht das schon vorab. Diesen Zettel könnt Ihr entweder zusammenfalten oder ein Schiffchen daraus machen, um ihn schließlich dem Wasser zu übergeben, das für die Trennung zwischen Euch und dem Zettel sorgt. Je weiter sich der Zettel von Euch entfernt, desto weiter entfernt Ihr Euch von dem, was Ihr loslassen wollt.
Duschritual:
Bleiben wir beim Element Wasser. Nicht jeder hat ein fließendes Gewässer in der Nähe, an dem er in Ruhe Abschied nehmen kann. Alternativ kann man sich das eigene Badezimmer entsprechend feierlich und ordentlich gestalten, um sich dann unter die Dusche zu begeben. Ihr könnt z. B. ein besonderes Duschgel verwenden oder Ihr verwendet Tee aus Rosmarin oder anderen passenden Kräutern, um Euch damit zu waschen und alle Verbindungen damit zu lösen, die gelöst werden sollen. Gedimmtes Licht, Kerzenschein, ein schöner Duft und Musik können hier unterstützend wirken. Alternativ könnt Ihr das natürlich auch in der Badewanne machen. Dann solltet Ihr Euch zum Schluss nochmal ganz bewusst mit klarem Wasser abbrausen, um das Ritual damit zu beenden.
Band durchschneiden
Symbolisch könnte man dieses Ritual dem Element Luft zuordnen, denn die scharfe Schere durchtrennt eine Verbindung, wie es auch der scharfe Verstand kann. Bei diesem Ritual braucht Ihr ein Band und eine Schere. Die Farbe des Bandes könnt Ihr passend zu dem wählen, was Ihr loslassen wollt. Wie fühlt sich diese Verbindung an? Welcher Farbe würde das am ehesten entsprechen? Dieses Band befestigt Ihr an zwei Gegenständen, die symbolisch für Euch selbst und für die Sache/Person stehen, die losgelassen werden soll. Dann durchtrennt Ihr dieses Band mit einer Schere. Um die Handlung zu unterstreichen, könnt Ihr das Band im Anschluss verbrennen, vergraben oder in den Müll geben. So dass alles, was diese Verbindung repräsentierte, entfernt und weit weg von Euch ist.
Gespräch mit dem Stellvertreter
Auch dieses Ritual kann man im symbolischen Bereich von Luft und Verstand ansiedeln. Hier stellt Ihr zwei Stühle so auf, dass sich die 2 Personen darauf direkt gegenüber sitzen und sich somit ansehen würden. Auf dem einen Stuhl nehmt Ihr Platz. Auf dem anderen könnt Ihr einen Gegenstand platzieren, z. B. einen Stein, der symbolisch für die Sache/Person stehen soll, die losgelassen werden soll. Dann sorgt Ihr wieder für eine ruhige und geschützte Atmosphäre und beginnt mit dem Gespräch. Ihr sprecht alles aus, was Euch auf der Seele liegt. Und schließlich verabschiedet Ihr Euch und erklärt, dass Ihr Eure Verbindung hiermit beendet.
Dieses Ritual kann zu einem tieferen Verständnis der Zusammenhänge führen und es Euch damit leichter machen, tatsächlich loszulassen und Abschied zu nehmen.
In der Erde vergraben
Zum Schluss habe ich hier noch eine Ritual-Idee für Euch, die wir mit dem Element Erde in Verbindung bringen können. Ihr könnt wieder einen Zettel schreiben, oder Ihr wählt einen Gegenstand, der für Euch in unmittelbarem Zusammenhang mit dem steht, was losgelassen werden soll. In diesem Fall solltet Ihr aber darauf achten, dass er nicht giftig oder gefährlich für andere Lebewesen oder Pflanzen ist. Denn diesen Gegenstand, oder den Zettel könnt Ihr dann in der Erde vergraben. Ihn sozusagen beerdigen. Dabei könnt Ihr wie bei einer Beerdigung auch ein paar abschließende Worte finden, um loszulassen. Ihr könnt natürlich auch einen Gegenstand und einen Zettel beerdigen.
Solche Rituale können alleine, oder in der Gruppe abgehalten werden. Wichtig dabei ist nur eines: Dass Ihr diese Handlung mit einer gewissen Ernsthaftigkeit bzw. mit der bewussten Absicht begeht, wirklich loslassen zu wollen.
Es kann auch sein, dass ein Ritual nicht ausreicht. Wenn es sich für Euch so anfühlt, als wäre die Verbindung dadurch noch nicht ganz durchtrennt worden, könnt Ihr das Ganze auch wiederholen oder ein anderes Ritual abhalten. Solange, bis es sich wirklich so anfühlt, als wäre die Verbindung nun durchtrennt.
Denn manche Bindungen sind so stark und vielleicht auch über einen langen Zeitraum gewachsen und entstanden, dass sie sich nicht in einem kurzen Augenblick wieder auflösen lassen. Aber lasst Euch davon nicht entmutigen. Jedes einzelne Mal, wenn Ihr etwas tut, um loslassen zu können, wird diese Verbindung auch tatsächlich geschwächt. Manchmal braucht es einfach mehr Zeit und Kraft, aber schlussendlich werdet Ihr es sicher schaffen.
Alles Liebe,
Eure Neuzeitdruidin

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