
Oft bin ich bei Kennenlerngesprächen mit einem interessierten Brautpaar, das sich für eine freie Trauung entschieden hat und es stellt sich heraus, dass sie sich aber eigentlich noch gar nicht so richtig vorstellen können, was man bei einer freien Zeremonie so machen kann.
Oder wie sie allgemein abläuft.
Deshalb will ich heute mal ein bisschen davon erzählen und zeigen, worüber man sich im Hinblick auf eine solche Trauung als Brautpaar Gedanken machen sollte.
Natürlich kann ich hier nur beschreiben, wie ich an die Planung einer Zeremonie herangehe, aber ich denke, im Großen und Ganzen wird es viele Überschneidungen mit anderen freien Rednern geben.
Wie Ihr schon im Titel dieses Beitrags lesen konntet, ist bei einer freien Trauung tatsächlich alles möglich (sofern rechtlich zulässig versteht sich) und nichts muss unbedingt mit eingebaut werden, egal wie sehr es vielleicht auch Tradition haben mag.
Ihr seid frei.
Deshalb ist es Eure freie Trauung.
Das gilt übrigens für jede freie Zeremonie. Egal ob es sich dabei um eine freie Trauung, eine freie Trauerzeremonie, eine freie Taufe bzw. Patenschaft, oder eine andere beliebige Zeremonie handelt, mit der Ihr gerne den Wechsel von einem Zustand in einen anderen oder einen Abschied zelebrieren möchtet.
Heute beschäftigen wir uns aber ausschließlich mit der freien Trauung.
Wie wir nun also wissen, seid Ihr an keine festen Regeln gebunden.
Das beginnt schon beim Datum, bei der Wahl der Location, der Uhrzeit, der Anzahl der Gäste, der Dauer und natürlich auch bei der Wahl der Beteiligten bzw. dem Leiter der Zeremonie.
Auch hier gilt: Jeder darf so eine Zeremonie abhalten und leiten.
Natürlich hat es einen Vorteil, wenn man einen geübten Redner bzw. eine Rednerin nimmt, die sich viel mit freien Zeremonien beschäftigen, recherchieren und Übung darin haben, vor anderen zu sprechen.
Außerdem haben sie meist so viel Erfahrung und gute Ideen, dass sie Euch passende Vorschläge für Eure perfekte Zeremonie machen können.
Aber genauso können natürlich die Trauzeugen, Verwandte oder Freunde die Leitung der Zeremonie übernehmen.
Ihr könnt sie auch nur zu zweit gestalten. Wobei diese Variante auf jeden Fall ihre Tücken hat.
Doch bevor Ihr Euch über die Leitung der Zeremonie Gedanken macht, solltet Ihr zuerst einmal ein paar Eckdaten für Euch festlegen:
Datum, Ort, Uhrzeit, Dauer, Sprache, Anzahl der Gäste
Daraus ergeben sich nämlich von Haus aus schon einmal ein paar weitere Fragen:
Soll die Trauung draußen stattfinden?
Wenn ja, gibt es eine Ausweichmöglichkeit, falls es regnet bzw. zu kalt ist?
Soll die Trauung auf Deutsch, zweisprachig oder sogar in einer anderen Sprache abgehalten werden?
In diesem Fall muss ein Leiter der Trauung entsprechend gewählt bzw. unterstützt werden.
Wie viele Gäste sollen bei der Zeremonie anwesend sein?
Soll die Hochzeitsfeier damit beginnen, oder soll es eine private Zeremonie im kleinen Rahmen sein?
Soll die Zeremonie auf dem Gelände der Hochzeitslocation abgehalten werden, auf einem Privatgrundstück oder an einem separaten Ort?
Wichtig ist auch, immer genug Zeit einzuplanen.
Je nachdem, was man alles in der Zeremonie machen möchte, kann sie zwischen 30 und 45 Minuten dauern. Natürlich kann man sie auch länger gestalten.
Davon würde ich allerdings abraten. Denn alles was über 45 Minuten hinausgeht, kann für die Gäste anstrengend werden.
Manche sind vielleicht nicht ganz gesund, andere haben kleine Kinder, oder sind es einfach nicht gewohnt, so lange still auf einer Bank oder einem Stuhl sitzen zu müssen. Außerdem kann es durch Hitze oder Kälte zusätzlich unangenehm werden, wenn es zu lange dauert.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die meisten freien Zeremonien zwischen dem frühen (13:30 Uhr) bis späten (16:00 Uhr) Nachmittag abgehalten werden.
Je nachdem gibt es danach einen Sektempfang, Kaffee und Kuchen oder Abendessen.
Das Wichtigste bei einer Hochzeit ist, dass die Gäste niemals durstig und niemals hungrig sein sollten.
Das gibt sonst einen ziemlichen Knick in der Stimmungskurve.
Nun aber weiter mit unserer freien Zeremonie.
Was zwar kein Muss, aber immer ein großartiges Element bei einer Zeremonie ist, liegt so nahe, dass man es kaum zu erwähnen braucht.
Musik
Dabei kann man sich überlegen, ob man einen Sänger bzw. eine Sängerin, eine ganze Band oder über einen Datenträger abgespielte Musik möchte.
Ob mit oder ohne Gesang, oder sowohl als auch.
Hier kann ich nur anraten, Euch selbst treu zu bleiben.
Gibt es ein oder mehrere Lieder, die für Euch etwas bedeuten, oder mit denen Ihr etwas verbindet?
Dann solltet Ihr sie miteinbeziehen.
Ganz allgemein hat sich bewährt:
Ein Lied zum Einzug, eventuell eines während der Zeremonie und eines zum Auszug.
Dabei gebe ich meinen Brautpaaren immer den Tipp, als Einzugslied eher etwas Feierliches, Romantisches und Langsameres zu wählen.
Sollte es durch die Location bedingt so sein, dass die Braut oder das Brautpaar einen relativ langen Weg bis zu dem Redner bzw. der Rednerin hat, kann man sich überlegen, eventuell vor dem eigentlichen Lied noch eine instrumentale Begleitung einzuspielen.
Für ein Lied während der Trauung bietet sich auch eher etwas Ruhigeres an.
Dieses Lied kann entweder als separater Bestandteil der Zeremonie geplant werden, oder er untermalt eine Handlung, bei der nicht gesprochen wird. Dazu später mehr.
Für den Auszug empfehle ich ein Lied bzw. ein Musikstück, das dann mit etwas Schwung Leben in die Hochzeitsgesellschaft bringt.
Denn nun wollt Ihr ja voll durch und in Eure gemeinsame Zukunft starten.
Wenn die Musik steht, ist ein Drittel eigentlich schon geschafft.
Eventuell kann und wird der Redner/die Rednerin schon aus einem der Liedtexte etwas Passendes für den weiteren Aufbau der Zeremonie ableiten.
Ich persönlich lasse mir gerne von jedem Brautpaar die eigene Geschichte nochmal in schriftlicher Form geben. Im besten Fall von beiden unabhängig geschrieben.
Auf diese Weise kann ich sehen, was jedem der beiden besonders wichtig war und vor allem:
Ich laufe nicht Gefahr, eventuell etwas in die Rede einzubauen, was gar nicht alle Gäste wissen sollen, mir das Brautpaar aber in einem Gespräch trotzdem erzählt hat.
Sie dürfen dann auch gerne dazu schreiben, was sie sich für die gemeinsame Zukunft wünschen, oder welche konkreten Pläne sie sogar schon haben.
Aus all diesen Informationen arbeite ich dann einen Rahmen für die Zeremonie heraus.
Vielleicht anhand eines Vergleichs, den Bezug auf ein gemeinsames Hobby oder über eine Fabel, ein Märchen oder eine andere Geschichte.
Es hat sich bewährt, die Geschichte des Paares als Ausgangspunkt in der Rede zu verwenden. So holt man auch die Gäste emotional und gedanklich nochmal ab und begibt sich mit allen zusammen auf die Reise, die schlussendlich dazu geführt hat, dass heute Hochzeit gefeiert wird und wir uns alle gerade hier befinden.
Und über diesen Beginn kann dann der Bogen für die Zukunft des Paares gespannt werden.
Eventuell mit einem Symbol, einer symbolischen Handlung, einem Märchen oder etwas anderes Passendes.
Solltet Ihr Euch für ein Symbol oder sogar einen Gegenstand entscheiden, den Ihr gerne einbauen und später mit in Euer gemeinsames Leben und Zuhause nehmen möchtet, gilt es herauszufinden, was für Euch am besten passt.
Da gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten.
Über die Hochzeitskerze, einen gemeinsamen Baum, der später in Eurem Garten wachsen soll, über ein Sandritual, ein Handfasting mit einem selbst bestickten Tuch oder einem anderen Gegenstand, der für Euch eine große Bedeutung hat, stehen Euch unzählige Variationen offen.
Wichtig ist immer nur eins: Es muss zu Euch passen.
Nur dann fühlt es sich aufrichtig und gut an.
Je nachdem, wofür Ihr Euch entscheidet, kann es dazu kommen, dass es einen Teil der Zeremonie gibt, in dem für ein paar Augenblicke nicht gesprochen wird.
Diesen Moment könnte man z. B. mit einem dritten Lied untermalen, um die Emotionen noch greifbarer bzw. hörbar machen.
Ein anderes, schönes Element ist die Trauurkunde.
Es gibt online verschiedene Anbieter, über die man sich persönliche Trauurkunden gestalten und zusenden lassen kann.
Man kann natürlich auch selbst eine gestalten.
Manche Paare möchten gerne nochmal eine ganz persönliche Urkunde haben und bauen diesen Teil mit in die Zeremonie ein.
Darauf kann das Brautpaar, aber auch die Trauzeugen während der Zeremonie unterschreiben.
Ein wunderschönes Element ist es auch, gute Freunde und Familienangehörige mit zu integrieren, indem sie z. B. selbst etwas vortragen, gute Wünsche aussprechen oder auch singen.
Ihr seht, es ist wirklich sehr viel möglich.
Das Wichtigste bei Eurer Zeremonie ist es, dass sie Euch und Eure Geschichte widerspiegelt.
Damit sie sich für Euch und für Eure Gäste echt, aufrichtig und ergreifend anfühlt.
Ein guter Trauredner bzw. eine gute Traurednerin stimmt die Zeremonie genau auf Euch ab und liest zwischen den Zeilen, wenn Ihr Eure Geschichte erzählt.
Auf diese Weise erhaltet Ihr dann eine Zeremonie, die ergreifend und trotzdem kurzweilig für alle Beteiligten ist.
Auch beim Ende Eurer freien Trauung ist wieder alles offen.
Ihr könnt die Zeremonie mit dem klassischen Ringtausch, gefolgt von einem Kuss, oder einer anderen besonderen Handlung beenden. Oder der Redner/die Rednerin gibt Euch noch einen Segen mit auf den Weg, bevor Ihr dann zu Eurem letzten Lied schwungvoll in Euer gemeinsames Leben als Familie durchstartet.
Die Hochzeitsgäste können sich auch zu einem Spalier aufstellen und Euch mit Reis, Blütenblättern oder Konfetti bewerfen. Auch Seifenblasen oder Wedding-Sticks werden gerne verwendet, um das Brautpaar zu bejubeln.

Je nach Anzahl der Gäste sollte man nach der Zeremonie mind. 20 Minuten bis hin zu einer Stunde oder mehr an Zeit für die Gratulation einplanen.
Hier ein Tipp, den ich jedem Brautpaar gebe, weil er Zeit und Stress spart:
Nachdem der Auszug des Brautpaares stattgefunden hat, lassen sich 3 Elemente wunderbar miteinander zu einer Sache kombinieren.
Das Brautpaar geht nach dem Auszug zielstrebig zu einem vorher festgelegten Platz, an den dann alle Gäste zum Gratulieren folgen können.
Neben dem Brautpaar wird ein Tisch mit schöner Tischdecke positioniert, auf dem die Geschenke der Gäste nach Erhalt abgestellt werden.
Die meisten Hochzeitsgäste geben sich bei der Gestaltung des Geschenks sehr viel Mühe. Natürlich wird meistens in erster Linie Geld geschenkt. Aber auch dieses kann und wird gerne sehr kunstvoll und mit viel Mühe verpackt. Weshalb sich jeder Gast dann natürlich auch sehr darüber freut, sein Geschenk persönlich übergeben zu dürfen, anstatt es ohne weitere Beachtung einfach auf einen Tisch irgendwo in der Ecke stellen zu sollen.
Gleichzeitig könnt Ihr damit auch vermeiden, während der Feier immer wieder zwischendurch mit Geschenken bedacht zu werden, die dann erst weggetragen werden müssen.
Sollte es aufgrund der Location vielleicht einfach nicht sinnvoll sein, gleich nach der Zeremonie eine persönliche Geschenkübergabe einzuplanen, kann ich nur empfehlen, diese dann als einen der ersten Punkte bei der finalen Hochzeitslocation durchzuführen.
Eure Gäste freuen sich und wissen ihr Geschenk auch gleich in guten Händen und Ihr müsst im Lauf der Feier nicht immer wieder überlegen, wo Ihr das gerade spontan erhaltene Geschenk abstellen könnt. Die Gäste dann mit dem Geschenk zum Geschenketisch zu schicken ist zwar möglich, aber nicht halb so charmant, wie es mit einem Lächeln persönlich entgegen zu nehmen.
Gut, wir gehen jetzt also einmal davon aus, dass Ihr Euch an einem, im Sommer am besten schattigen Platz (Uhrzeit beachten, wann ist wo Schatten?), positioniert habt, neben Euch der Geschenketisch steht (kann später von lieben Helfern in den Festsaal verlegt werden) und all Eure hübsch zurecht gemachten Gäste nun Schlange stehen, um Euch ihre besten Wünsche übermitteln zu dürfen.
Hier kommt jetzt das dritte Element, das sich einfach unglaublich gut einfügt:
Ihr gestaltet links oder rechts neben Euch noch einen weiteren Platz, der mit einer Bank, einem hängenden oder frei zur Verfügung stehenden, großen Bilderrahmen, einem schönen Ausblick im Hintergrund oder anderen Elementen perfekt passt, um schöne Fotos machen zu lassen. (Ein großer Bilderrahmen hilft manchen Gästen, etwas zu entspannen, wenn sie nicht gerne fotografiert werden. Dann haben sie etwas, mit dem sie agieren können)
An diesen Platz wird jeder Gast nach dem Gratulieren weitergeleitet (z. B. von einem der Trauzeugen). Nach den ersten ein zwei Gästen läuft das dann meist schon ganz automatisch.
Manche Fotografen wollen gerne während der Gratulation fotografieren.
Wovon ich abrate, da in solchen bewegten Momenten, in denen auch gesprochen wird, immer irgendwer auf dem Bild gerade unvorteilhaft getroffen, nur halb zu sehen oder nur in der Rückansicht zu sehen ist. Dabei können natürlich auch schöne Bilder entstehen, aber es ist eben auch nicht immer jeder so glücklich mit einem solchen Schnappschuss.
Wenn Eure Gäste nun aber noch ganz frisch und fein zurecht gemacht einmal in beliebiger Kombination (Singles, Paare, Familien mit Kindern, usw.) von einem Fotografen professionell abgelichtet werden, entstehen viele wunderschöne und trotzdem unterschiedliche Bilder.
Diese Fotos später als kleines Geschenk mit in die Dankeskarte gelegt, sorgt erfahrungsgemäß für große Freude bei den Gästen.
Und Ihr habt auf diese Weise auch von jedem Gast ein schönes Bild, auf dem er gut und am besten von der Schokoladenseite zu sehen ist, als Erinnerung.

Hier noch zwei Tipps, um Eure Zeremonie perfekt zu machen:
Da viele Gäste vorher noch auf keiner freien Trauung waren und ja auch jede Zeremonie anders sein kann, ist ein kleines Faltblatt, das man für die Gäste bereitlegt, eine praktische Möglichkeit, den Ablauf für alle zu kommunizieren. Zudem könnt Ihr darin Hinweise geben, falls z. B. noch etwas beachtet werden muss.
Ihr könnt dafür ein DIN A4 Blatt falten und entsprechend bedrucken oder bekleben.
Darin könnt Ihr den Ablauf beschreiben, Teile eventuell übersetzen oder erklären, wofür z. B. die Wedding-Sticks gedacht sind, falls Ihr welche verwendet.
Außerdem könnt Ihr darin auch ein Taschentuch mit dem Hinweis „Für die Freudentränen“ platzieren.
Ein gutes Hilfsmittel zur Planung Eurer Zeremonie ist eine Checkliste. Davon gibt es viele im Internet. Ich gebe meinen Brautpaaren auch immer eine von mir selbst erstellte Checkliste, die sie dann verwenden können, wenn sie möchten.
Ich hoffe, ich konnte Euch hiermit heute einen kleinen Einblick in die unzähligen und fantastischen Möglichkeiten für eine freie Trauung bieten.
Denkt immer daran:
Ihr seid in Eurer Gestaltung frei.
Wenn Ihr es eher lustig und locker halten möchtet, dann macht das.
Wenn Ihr gerne eine feierliche Zeremonie außerhalb einer Kirche möchtet, dann geht das genauso.
Und wenn Ihr diese Zeremonie mit einer anderen, z. B. einer Patenschaft verbinden möchtet, dann ist das auch möglich.
Feiert Eure Liebe so, wie es sich für Euch am besten anfühlt.
Dann ist alles perfekt.
Alles Liebe,
Eure Neuzeitdruidin

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